Augsburger Gymnasium übt Kommunalpolitik zum Anfassen
Respekt zollte Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier den 13- bis 15-jährigen Jungen und Mädchen der Gymnasialklasse 8c des Peutinger Gymnasiums Augsburg. Das Stadtoberhaupt kam ins Bliensbacher Schullandheim, um dort mit den Jugendlichen eine Stadtratssitzung unter realen Bedingungen abzuhalten. „So wie Ihr miteinander diskutiert und die verschiedenen Stadtpunkte austauscht, erlebe ich ein hohes Niveau,“ so das Stadtoberhaupt der Zusamstadt. Dieser „Stadtratssitzung“, mit den Schülerinnen und Schülern in der Besetzung als Stadträte verschiedener Fraktionen, waren Tage vorausgegangen, die sich mit dem Kurs „MehrWERTDemokratie“ beschäftigt haben. Diesen einwöchigen Kurs bietet das Bliensbacher Schullandheim den Schulen an, um den Kindern und Jugendlichen das Thema Demokratie in der Kommunalpolitik näher zu bringen. Geschäftsführer des Bliensbacher Schullandheims, Franz Miller, sowie Matthias Grätsch, diplomierter Sozialpädagoge und Geschäftsführer des Unternehmens SoViKo GmbH, ein Träger in der freien Jugendhilfe, erklärten die Vorgehensweise im 5-Tage-Kurs: “Zum Bliensbacher Team gehört noch unsere Kollegin Ines Reinhold, wir drei haben diesen Kurs mitsamt den zugehörigen Rollenspielen entwickelt, um den Jugendlichen die Grundlagen der Demokratie im Vergleich zu einer Diktatur begreiflich zu machen.“
Als erstes werde eine Verfassung erarbeitet und erste Infos zur Kommunalpolitik gegeben. „Wenn es zeitlich Übereinstimmungen zum Kurs und einer realen Sitzung in einer Kommune gibt, nehmen wir die Schülerinnen und Schülern auch zu einer echten Gemeinderatssitzung mit“, so Grätsch. Weiter erlernen die Jugendlichen Demokratiebegriffe, wie „direkte, parlamentarische und indirekte Gewaltenteilung“, was eine freiheitlich, demokratische Grundordnung bedeutet oder wie ein demokratisches Menschenbild aussieht. Sie lernen, wie man einen Antrag formuliert und formal richtig erstellen kann. Dazu werden KommunalpolitikerInnen aus den umliegenden Kommunen eingeladen, um mit den Jugendlichen die unterschiedlichen politischen Standpunkte in Fraktionen zu vertreten und um diese entsprechend darstellen zu können. Dabei wird den Mädchen und Jungen auch erklärt, wie das eigene Auftreten, die eigene Mimik und Körpersprache bei dem Gesprächspartner ankommen kann. „Wir vermitteln ebenso auch real Erlebtes, indem wir zum Beispiel einen Zeitzeugenbericht über eine Flucht aus der ehemaligen DDR besprechen“, sagt Grätsch. Er und Miller freuen sich jedes Mal, „über die positiven Rückmeldungen der Lehrkräfte über das Verhalten von deren SchülerInnen, wie sehr die Wirkung unseres Kurses bei den Kindern nachhallt.“
Willy Lehmeier, auch zweiter Vorsitzender des Trägervereins des Bliensbacher Schullandheims, führte die fiktive Stadtratssitzung mit großem Ernst, ebenso ernst waren die Jungen und Mädchen bei der Sache. Ihre Vorgabe war gemäß der vorliegenden Tagesordnung unter anderem die Entscheidung für oder gegen eine Jugendeventhalle zu stimmen. Wie in einer richtigen Stadtratssitzung wurden lange die verschiedenen Argumente, Meinungen und Befürchtungen dazu diskutiert. Matthias Grätsch klärte im Vorfeld auf: „Zuvor wurden die Schüler und Schülerinnen in den drei unterschiedlichen Fraktionen gebrieft, dafür oder dagegen zu sein.“ Schmunzelnd erklärte er: „Ansonsten gäbe es sicher keine Diskussion darüber, ob so eine Halle für Jugendliche errichtet werden soll oder nicht.“ Letztendlich beschlossen die „Stadträte“ dem Vorschlag des echten Bürgermeisters zu folgen, erst eine Befragung innerhalb der fiktiven Kommune durchführen zu lassen, ob überhaupt Bedarf für eine Jugendeventhalle besteht. Hierüber herrschte Einigkeit und der Punkt wurde vertagt. Grad so wie im richtigen Kommunalpolitikerleben! Ulrike Hauke
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Bis auf eine Schülerin trafen sich die Jungen und Mädchen des Peutinger Gymnasiums Augsburg der Klasse 8c in der Aula des Bliensbacher Schullandheims, um sich einem Erinnerungsfoto zu stellen, mit dabei waren (vorne, von links) Geschäftsführer Franz Miller, Klassenleiter Peter Lechner, Bürgermeister Willy Lehmeier und die Fachlehrkraft Veronika Reisacher sowie Kursleiter Matthias Grätsch. (Foto: Ulrike Hauke)
Informationen zum vielfältigen Angebot des Bliensbacher Schullandheims für Schulen, Vereine und für Zusammenkünfte unter www.schullandheim-bliensbach.de
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