Historische Grenzsteine sind Zeugen der Wertinger Geschichte

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Historische Grenzsteine sind Zeugen der Wertinger Geschichte

Als im Herbst des vergangenen Jahres das Buch von Thomas Pfundner über „Historische Grenzsteine in Bayerisch-Schwaben“ erschien, war die Überraschung groß: In dieser Inventarliste sind auch einige Grenzsteine im Raum Wertingen verzeichnet.

Kaum ein Kenner der Wertinger Geschichte wusste um deren Existenz. Aus diesem Grund fassten Mitarbeiter von Heimatmuseum und Stadtarchiv Wertingen den Entschluss, eine „Expedition“ zum Auffinden dieser historischen Denkmäler zu starten.

Die Exkursion des Teams (Kirchenmaler Jakob Huber, ehemaliger Museumsreferent Alfred Sigg, ehrenamtlicher Museumsmitarbeiter Wolfram Stadler, Stadtarchivar Dr. Johannes Mordstein) war von Erfolg gekrönt. Ausgerüstet mit historischen und aktuellen Karten, Kompass und Fotoapparat konnten insgesamt 17 historische Grenzsteine ausfindig gemacht werden. Hierzu waren viel Spürsinn und Geduld notwendig, denn die Steine befinden sich meist versteckt und unzugänglich im Wald. Sie wurden fotografiert und ihr Standort in eine Landkarte eingetragen.
Die Steine tragen alle die gleichen Inschriften, nämlich auf einer Seite ein „W“ für Herrschaft Wertingen, auf der anderen Seite ein „K“ für Kloster Kaisheim (Ortsherr in Ober- und Unterthürheim). Sie wurden vermutlich im 18. Jahrhundert aufgestellt, vielleicht sogar schon im 17. Jahrhundert, denn in einen der Grenzsteine wurde das Symbol der gekreuzten Schwerter eingemeißelt, das aus dem Wappen der Herren von Pappenheim stammt, die bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1700 in Wertingen herrschten.
Bei den aufgefundenen Grenzsteinen handelt es sich nicht um Abmarkungen von privaten Grundstücksgrenzen, sondern um die Markierung von Herrschaftsgrenzen. Im 17. und 18. Jahrhundert gehörte unsere Region noch nicht zu Bayern, sondern war aufgeteilt in zahlreiche quasi-souveräne Klein- und Kleinststaaten. Diese verfügten über eine eigene Gerichtsbarkeit, Gesetzgebungskompetenz, Steuerhoheit und eigenständige Verwaltungsinstanzen. Wie bei heutigen Staaten war es auch in dieser Zeit von großer Bedeutung, die Grenzen zwischen den einzelnen Territorien kenntlich zu machen.
Die historischen Grenzsteine wurden selbstverständlich an Ort und Stelle belassen, denn ansonsten würden sie ihre historische Aussagekraft verlieren. Heimatmuseum und Stadtarchiv Wertingen sind für jeden Hinweis über bislang unbekannte Grenzsteine dankbar (Tel. 08272/84-305).

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